Einfache Antworten für komplexe Probleme
Uwe Jean Heuser legt in der Zeit den Finger in die Wunde des Davoser Weltwirtschaftsforums:
Aber es wäre doch schön, wenn ein angehender Weltpolitiker [Berater/Manager/Führungskraft/… whatever, Martin Koser] auch mal Zweifel zuließe oder gar ein “Ich weiß es (noch) nicht” zum Besten gäbe. Oder das Bekenntnis, dass komplexe Fragen teilweise offene, tastende Antworten brauchen.
[…]
Da zeigt Davos, das beste verfügbare Abbild der Globalisierung, mal wieder eine moderne Krankheit, die sich hier zu einer Epidemie vergrößert: zu viele Antworten. Trotz aller Diskussionsrunden, trotz Brainstorming vor und hinter verschlossenen Türen – kaum hören 20 Manager oder gar Journalisten zu, schon fließen die Antworten, einfache zumal.Eines ist indes auch klar: Das liegt so sehr an den Rednern wie an den Zuhörern und ihren Erwartungen.
Nun ja, Erwartungen ja, aber viel mehr wirkt hier meines Erachtens eine Unfähigkeit zur kritischen Reflektion. Hinter den Erwartungen, sprich dem Suchen und Bevorzugen der einfachen Lösung steht aber zentral ein Unwillen komplexe Situationen und Bedingungen ertragen zu können.
Sogesehen wäre es noch schöner wenn Policy-Maker und [Berater/Manager/Führungskraft/… ach Sie wissen schon …] Komplexitätskompetenz und Einsicht in komplexe Systeme aufweisen würden …
In den Vorberichten bspw. der FAZ waren zumindest Spuren davon zu beobachten:
Am Morgen des Eröffnungstages befasst sich eine der ersten Veranstaltungen des Forums mit der Frage, wie man in einer vernetzten Welt als Chef überhaupt noch führen kann. Welche Auswirkungen hat das sogenannte „Web 2.0“, bei dem Internetnutzer Inhalte in zunehmendem Maße selbst erstellen und bearbeiten?